Kuhverkehr? Staus und Ampeln in einem Kuhstall? Klingt albern, und das ist es natürlich auch. Dennoch muss auch der Verkehr im Stall geregelt werden. Kuhverkehr heißt, dass sich Kühe problemlos und zügig im Stall bewegen können. Damit finden sie den natürlichen Rhythmus zwischen Ausruhen und Wiederkäuen, zwischen Trinken, Fressen und Melken.
Kuhverkehr legt die korrekte Route und Routine der Kuh fest. Ein gut organisierter Kuhverkehr sorgt für Ruhe im Stall, rund um die Uhr.
Kuhverkehr beginnt mit ausreichend Platz für die Tiere, damit sie sich gut durch den Stall bewegen können. Ein 1980 gebauter Liegeboxenstall ist für die Kuh von heute zu eng: Diese Ställe haben etwa 2,20 Meter zwischen den Boxen, 2,75 Meter hinter dem Fressgitter und 2,20 Meter Durchgang, in dem sich auch noch ein Wassertrog aus Beton befindet. In der modernen Milchviehhaltung, etwa 40 Jahre nach dem Aufkommen des Liegeboxenstalls, wissen wir, dass mehr Platz besser für die Kuh ist. Wenn der Stall zu eng ist, werden die Tiere in ihrer täglichen Routine behindert, insbesondere die niederrangigen Tiere in der Herde.
Gibt der Milchviehhalter den Kühen mehr Platz, erhöht dies den Ertrag. Das klingt widersprüchlich; schließlich bedeutet mehr Platz für die Tiere weniger Kühe im Stall. Dies ist aber durchaus kein Nachteil. Wenn eine Kuh durch mehr Platz im Stall eine 5 % bessere Leistung erbringt, erzielt der Milchviehhalter mit 5 % weniger Kühen immer noch das gleiche Betriebsergebnis. Damit kann der Milchviehhalter seinen Phosphatraum und seine Arbeitszeit besser nutzen.
Ein wichtiger Aspekt des Kuhverkehrs ist die Lenkung über die richtigen verfügbaren Wege und Laufstrecken. Bei Verwendung eines Melkroboters wählen der Milchviehhalter oder die Kühe selbst den Weg zum Melkroboter, oder sie werden durch Selektionsboxen geleitet: freier Kuhverkehr oder gesteuerter Kuhverkehr. Bei Verwendung eines Melkstands besteht diese Wahl nicht.
In jedem Stall wird die Route durch Gitter festgelegt. Das bedeutet oft eine Menge Arbeit. Gitter müssen geöffnet, umgesetzt und wieder befestigt werden. Im Liegeboxenstall anno 1980 waren das Gitter, die einfach an einem Stift aufgehängt und mit einem weiteren Stift oder einer Kette gesichert waren. Das hat funktioniert... aber es geht bequemer.
Ein modernes drehendes Gitter hat ruhig laufende und verstellbare Gelenkpunkte. Das Gitter hängt immer gerade. Durch eine intelligente Verriegelung öffnet und schließt der Viehhalter das Gitter in einem einzigen Vorgang. Ein ausziehbares Trenngitter passt durch seine flexible Länge immer. Für längere Gitter über 4 Meter wird ein Stützrad eingesetzt. Dadurch lässt sich das Gitter leicht rollen. Alternativ wird ein Strebensatz verwendet. Alles, damit das Gitter mit wenig Zeit und Arbeitsaufwand bewegt werden kann.
Und wenn der Platz für ein drehendes Trenngitter nicht ausreicht, können dennoch Lösungen gefunden werden. Oft ist nach oben noch Platz. Ein Hubgitter bewegt sich nach oben und wird leicht und ‚schwerelos‘ durch ein Ausgleichsgewicht bewegt. Kein Wendekreis und daher keine Kühe, die im Weg sind.
Das Highlight ist das elektrische Hubgitter, der Autolift das mit einer App ferngesteuert werden kann. Das Gitter kann bewegt werden, ohne dass der Milchviehhalter daneben stehen muss. Durch die Gruppierung mehrerer Gitter in der App ist es sogar möglich, eine ganze Konfiguration von Gittern bequem mit nur einem Knopfdruck zu bewegen. So wird der Kuhverkehr der Zukunft organisiert.
Jedem Milchviehhalter ist an einer effizienten Betriebsführung gelegen. Mit wachsendem Viehbestand wächst auch die Arbeit, und es wird immer wichtiger, sie bequemer zu einzurichten. Automatisierung ist in den letzten Jahren immer mehr zur Normalität geworden: Melken mit Robotern, automatische Fütterung und automatisches Anschieben von Futter. Mit dem ‚alten Kuhverkehr‘ konnte durchaus einmal ein Stau entstehen. Mit der modernen Verfahrensweise stehen alle Ampeln auf grün!