Spinder Autolift führt die Kühe

Automatisierte Spinder Tore

20. August 2020

 

Spinder Autolift führt Kühe

Der Spezialist für Milchvieh-Stalleinrichtungen Spinder DHC b.v. aus Drachten in den Niederlanden hat auf der Eurotier 2018 die Silbermedaille für seinen Autolift gewonnen. Das automatisierte Hubtor Autolift steht mittlerweile im regulären Verkaufsprogramm zur Verfügung und ist unter anderem im Milchviehbetrieb van der Wal in Boornburgum, in Friesland, in den Niederlanden im Einsatz. 500 Kühe werden dort nun von dem System geleitet.

Füttern, Melken, Einstreuen der Tiefboxen; viele Prozesse in der Milchviehwirtschaft laufen heute automatisch ab. Bis zur Einführung von automatischen Hubtoren war das Öffnen und Schließen von Treibwegen eine zeitaufwendige Arbeit. Je größer der Stall, desto länger die Laufwege. Und diese müssen mehrmals am Tag bereitet werden.

So auch im Milchviehbetrieb van der Wal in Boornburgum. 2018 wurde dort ein neuer Stall mit 510 Tierplätzen in Tiefboxen fertiggestellt. Zusammengenommen 130 m lang und 55 m breit. Müssten die Tore im Stall manuell geöffnet und geschlossen werden, wäre das ein immenser Zeitaufwand. Insbesondere, da Landwirt Haye van der Wal eine „Total Mixed Ration“ (TMR) füttert, bei der die Rationen an die durchschnittliche Milchproduktion pro Gruppe angepasst werden. Die Kühe müssen daher in Gruppen zum Melkstand geführt werden.

Jelmer Hilverda, Inhaber von Hilverda Stalltechniek und Vertragshändler von Spinder DHC war beim Bau als Stalleinrichter involviert. Da es van der Wals‘ ausdrücklicher Wunsch war, Arbeitszeit einzusparen, entschieden sich die beiden Partner dafür, die Führung der Tiere zu automatisieren und auf elektrisch gesteuerte Tore zu setzen.

Entstehung

Planungsgrundlage waren zwei elektrisch betriebene Zugtore, die Van der Wal selbst gebaut hatte. 15 Jahre dienten diese im alten Kuhstall. Angehoben und abgesenkt wurden die Tore mit einer elektrisch angetriebenen Winde. Das funktionierte zwar, war aber für den neuen Stall zu langsam und kann nicht voll automatisch betrieben werden. Hilverda übertrug das Projekt an Spinder, wo schließlich das Hubtor Autolift daraus entwickelt wurde.

Anfangs überwogen bei van der Wal die Bedenken, die Tore voll zu automatisieren. Auf den ersten Blick erschien ihm das Projekt einfach übertrieben. Heute ist er jedoch hoch zufrieden mit der effektiven Arbeitsersparnis. Zumal es einen zusätzlichen Vorteil gibt, an den der Milchbauer zunächst gar nicht gedacht hatte: „Wir haben kein 1:1 Fresstierplatzverhältnis. Wenn eine Gruppe Kühe am geschlossenen Fressgitter frisst, öffnen wir die Tore. Beim Austauschen der Gruppe lassen wir die Tiere aus dem Fressgitter und öffnen die Tore. Auf diese Weise haben alle Tiere die gleiche Zeit zum Fressen.“

Symbol-Bilder Hubtor Autolift

Steuerbox

Das Prinzip des Autolifts ist nicht besonders kompliziert. Bewegt werden die Tore von einem 0,37 Kw Schnecken-Getriebemotor. Das Tor selbst besteht aus zwei aufrechten Standrohren (88,9 mm) und zwei waagerechten 2“ Rohren (60,3 mm). Die Gegengewichte sind in den aufrechten Standrohren integriert. Einzige Anforderung an den Stall: Eine Mindesthöhe von vier Metern, damit das Hubtor montiert werden kann.

Erhältlich ist der Autolift in drei Breiten: 270-330 cm, 330-440 cm und 440-550 cm. Ein Schiebeteil in den Toren erlaubt es dabei, die tatsächliche Breite an die vorhandenen Bedingungen anzupassen. Werden alle Tore mit dem Steuerkasten verbunden, lässt sich das gesamte System bequem mit einer mobilen Anwendung via WiFi-App betreiben. Die Steuerbox selbst ist in zwei Varianten erhältlich:

  • Der kleinere Steuerkasten erlaubt den Betrieb von bis zu fünf Toren. Erweitern lässt sich diese Version später um ein System mit zusätzlichen fünf Toren.
  • Die zweite Version erlaubt unmittelbar die Steuerung von bis zu 15 Toren. Während sich hier zwei zusätzliche Erweiterungen mit jeweils fünf Toren integrieren lassen und so ein Gesamt-System mit 25 Toren ermöglichen.

Alle technischen Bauteile sind an der höchsten Stelle des Tors installiert, in etwa vier Metern Höhe. Das Risiko, dass eine Kuh etwas am Tor beschädigt, ist demnach minimal. Außerdem ist die Durchfahrtshöhe mit 270 cm hoch genug, um problemlos mit einem Einstreugerät das Tor zu durchfahren.

Die Tore können in der Spinder-App sowohl einzeln, als auch in Gruppen betrieben werden.

autolift appAnwendung

Das Autolift-System besteht aus mehreren elektrisch angetriebenen Hubtoren. Kommt die mobile App zum Einsatz, können diese miteinander verbunden und in Gruppen bewegt werden. Die Anwendung für Tablet oder Handy wurde von Spinder selbst entwickelt. Kommt ein Einsatz dieser Technologien nicht in Frage, dann können die Hubtore auch mit einem Druckknopf auf einem der Standpfosten bedient werden. Diese Möglichkeit der Bedienung steht immer zur Verfügung – auch wenn die Tore mit dem Steuerkasten verbunden wurden, um sie grundsätzlich via App zu bedienen.

Verwendet werden kann das System pro Hubtor oder innerhalb einer Gruppensteuerung. Außerdem bietet der Timer in der Software-Steuerung eine bequeme Option, um beispielsweise die Kühe morgens automatisch in den Wartebereich vor zu lassen, damit unmittelbar mit dem Melken begonnen werden kann. Dazu muss nur der Zeitpunkt festgelegt werden, an dem die erste Gruppe zum Melken bereit sein soll.

Als weiteres Highlight ist in der App anhand von roten und grünen Symbolen ersichtlich, welche Tore geöffnet und welche geschlossen sind. Der Weg in den Kuhstall ist dafür überhaupt nicht mehr notwendig. Bewegt sich ein Tor in Richtung obere Endposition, wird ein Schalter aktiviert, der das Tor im System als offen kennzeichnet. Gleichzeitig sorgt dieser Schalter dafür, dass das Tor an der richtigen Position gestoppt wird, bevor es oben anschlägt.

Vorprogrammierung

Des weiteren ermöglicht es die Software, verschiedene Szenarien zu programmieren. So lassen sich beispielsweise die Tore mit den Nummern eins, zwei, fünf und sieben gleichzeitig mit nur einem Tastendruck in der App öffnen. Das setzt zwar voraus, dass diese Szenarien vorab programmiert wurden. Doch dieser Schritt ist nur einmalig durchzuführen und steht dann immer zur Verfügung. Dies rechtfertigt den Aufwand, den eine Installation, wie bei van der Wal mit insgesamt vierzehn Toren eben doch mit sich bringt.

Für die Steuerbox ist ein 230 Volt Anschluss erforderlich. Die einzelnen Hubtore müssen dann mit einem Steuerkabel an die Steuerbox angeschlossen werden. Sollen die Hubtore nicht mit der mobilen App verbunden werden, ist diese Verkabelung nicht notwendig. Der Druckknopf an den Toren ist für den Betrieb ausreichend.

Dank der Steuerbox erhält der Milchviehstall ein eigenes, geschlossenes WLAN-Netzwerk. Wird die App nicht aktiv verwendt, befindet sich dieses WLAN-Netzwerk allerdings im Ruhemodus. So kann verhindert werden, dass zum Beispiel WhatsApp-Nachrichten den reibungslosen Datenverkehr im Kuhstall blockieren.

Aktuell steht die Spinder-Anwendung nur für Android-Geräte zur Verfügung. Die iOS-Version befindet sich derzeit in Entwicklung. Gesteuert werden kann das System mit der App auch nur, wenn sich das Mobil-Gerät im WLAN-Netzwerk des Autolifts, also in der Nähe des Stalls befindet. Vom Wohnzimmer aus kann der Milchviehhalter die Tore nur bedienen, wenn ein entsprechender Verstärker (Repeater) installiert wird. Damit lassen sich auch größere Entfernungen, wie beispielsweise zwischen dem Stall und dem Melkstand überbrücken. Van der Wal hat sich ebenfalls für diese Option entschieden, damit er verschiedene Gruppen führen kann, während er selbst noch in der Melkgrube steht.

Backing Gate

Weil es nicht gut ist, wenn die Kühe zu lange im Wartebereich verweilen, ist es wichtig, die Geschwindigkeit beim Melken zu halten. „Das berücksichtigen wir“, sagt Van der Wal. Wir melken in Gruppen in einem 2x26 Melkstand. „Sobald sich die erste Gruppe im Wartebereich befindet, senken wir das Tor zum Wartebereich. Dann öffnen wir die Autolift-Tore für die nächste Gruppe, damit sie folgen können. Auf diese Weise nimmt das Melken nicht mehr Zeit in Anspruch als nötig.“

Quelle: Veehouderij Techniek, Juli 2020, Die Niederlande

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